Klinikum Mittelbaden

Gutachter-Rallye für Zentralklinik ist gescheitert; Linke für Bürgerentscheid über Status quo

„Der Bürgerwille interessiert nicht“ fasst ein Leserinbrief in den BNN das Ergebnis der gutachterlichen Standortsuche zusammen und das ist auch unser Eindruck – und das gestrige Chaos im Baden-Badener Gemeinderat macht das Dilemma völlig offensichtlich: Das Projekt Zentralklinik ist gescheitert.
Dass man von Gutachterseite ausgerechnet das Gelände am Rastatter Münchfeldsee präferiert, bringt nicht nur einen Großteil der Anwohner*innen auf die Palme. Da ist neben den gravierenden Problemen der verkehrlichen Anbindung und den negativen Einflüssen auf die Wohnanlieger*innen auch die notwendige und dazu noch ungeklärte Verlegung eines größeren mittelständischen Unternehmens mit all seinen vor allem auch finanziellen und ökologischen Folgekosten.
Am schlimmsten ist aber die Außerachtlassung des Klimaschutzes, ist doch der Standort Münchfeld Teil eines schützenswerten regionalen Grünzugs. Die Klimakatastrophe ist schon überall, auch bei uns hier spürbar – und Klimaschutz und Nachhaltigkeit sollten ausgerechnet bei Klinikzentralbau keine Bedeutung haben ? Das ist ein schlechter Witz.
Kurzum: Wir halten die Standortauswahl für gescheitert und plädieren für einen radikalen Neustart, d.h. die Entscheidung über die Krankenhausstruktur in Mittelbaden sollte in einem Bürgerentscheid gefällt werden, Status quo gegen Zentralneubau, zurück auf Anfang sozusagen.
Angesichts der mittlerweile bestehenden wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Verwerfungen und jüngst dazugekommenen Herausforderungen halten wir die Weiterentwicklung der Akutkliniken in Bühl, Rastatt und Balg für den besseren Weg, um nicht zu sagen für den einzig gang- und finanzierbaren Weg.
In Anbetracht von über 50 Mio. € Altschulden, die das KMB bereits hat, wäre im Lichte der trüben wirtschaftlichen Aussichten mit Energiekrise und Inflationsgefahr sowie weiteren sozialen und ökologischen Verwerfungen in Zeichen des Klimawandels ein solches jeglichen Nachhaltigkeitsforderungen hohnsprechendes Milliardenprojekt schlichtweg nicht zu verantworten. Die wirtschaftlichen, sozialen und finanziellen Folgen der heraufziehenden Energiekrise machen das Großprojekt Zentralklinik zu einem Va-Banque-Spiel mit höchst ungewissem Ausgang
Und es ist im Übrigen auch nicht nötig: Die bestehenden Akutkliniken sind unterm Strich gut aufgestellt, weitere Modernisierungs- und Kooperationsprojekte nicht ausgeschlossen, dafür sind sie ja im KMB vereint.
Die wohnortnahe Akutversorgung der Region, und darauf kommt es in erster Linie an, ist gegenwärtig eher gewährleistet als in einer Zentralklinik mit langen Anfahrtswegen.
Wir fragen uns auch: Wie wollen die Befürworter*Innen des Zentralbaus , gerade jetzt, wo wir finanziell unsicheren Zeiten und leerer werdenden öffentlichen Kassen entgegengehen, rechtfertigen, dass z.B. in Balg fünf supermoderne und etliche Millionen verschlingende Kreißsäle für die Gesamtversorgung der Region gerade eröffnet, in ein paar Jahren wieder abgerissen werden sollen ? Beispiele wie diese gibt es zu Hauf.
Und überhaupt: Die Finanzierung des Milliardenprojekts steht in den Sternen und unserer Partnerin Baden-Baden eilt der Ruf voraus, arm wie eine Kirchenmaus zu sein. Die Pleite droht. Herrliche Aussichten!
Fazit; Die Gutachter-Rallye hat in eine Sackgasse geführt. Kehren wir um und geben wir die Entscheidung darüber, ob wir ein superteures Zentralklinikum brauchen in die Hände derer zurück, die es wirklich betrifft: Die Bürger*innen des Landkreises Rastatt und der Stadt Baden-Baden. Sie sollten in einem Bürger*innenentscheid das letzte Wort haben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*