Linke besorgt über Rückgang bei Hausarztpraxen in Mittelbaden

Dass es immer schwerer wird, auch bei Hausärzten/innen einen schnellen Termin zu bekommen, ist kein Zufall, denn es gibt immer weniger praktizierende Hausärzte, vor allem in den Landgemeinden. Die Zahl der Hausarztpraxen auch im Landkreis Rastatt ist in den letzten zehn Jahren kontinuierlich gesunken. Waren 2011 im gesamten Landkreis noch 138 Hausarztpraxen vorhanden, so schrumpfte die Zahl 2016 auf 133 und 2021 sogar auf 121, wie aus der Antwort des Landratsamtes auf eine Anfrage der Linken im Kreistag hervorgeht. Unter dem Strich bedeutet das einen Rückgang um 14 Prozent, davon alleine 10% in den letzten 5 Jahren. Der größte Verlust an allgemeinmedizinischen Praxen ist in Durmersheim zu verzeichnen, wo binnen fünf Jahren der Bestand von sechs auf zwei zurückging. In Au a.Rh. gibt es bereits seit einigen Jahre keine einzige Arztpraxis mehr, in den meisten Landkreisgemeinden stagniert die Entwicklung auf niedrigem Niveau mit negativer Tendenz.

Das ist aus zweierlei Gründen besorgniserregend; Zum einen nimmt der ambulante Betreuungsbedarf gerade in Mittelbaden durch den hohen Altersdurchschnitt überproportional zu. Laut dem Statistischen Landesamt werden im Jahre 2030 nicht weniger als 27% der Bevölkerung des Landkreises Rastatt 65 Jahre und älter sein, in Baden-Baden sind es sogar 32% mit steigender Tendenz. Da ältere Menschen weniger mobil sind und einen höheren Pflegebedarf haben, wird sich der Hausärztemangel noch gravierend verschärfen, sollte es nicht gelingen, den Trend umzukehren.

Zweitens kommt hinzu, dass auch in der wohnortnahen Akutversorgung eine Verschlechterung droht. Nach den Beschlüssen des Kreistages vom Februar diesen Jahres sollen bekanntlich die drei bestehenden Krankenhäuser in Baden-Baden-Balg, Rastatt und Bühl mit insgesamt 890 Betten binnen zehn Jahren geschlossen und durch eine Zentralklinik mit lediglich noch 660 Betten ersetzt werden. Damit droht auch der wohnortnahen Akutversorgung ein Kahlschlag.

Um dem Hausärztemangel gegenzusteuern sind über Werbekampagnen hinaus auf allen Ebenen mehr Anstrengungen nötig. Neben zusätzlichen Medizinstudienplätzen an den Landesunis sind bessere Arbeitsbedingungen und Vergütungsregelungen sowie die Fortsetzung des Landärzteprogramms hilfreich. Durch die Einrichtung medizinischer Versorgungszentren können jedoch auch die Kommunen selbst zur Behebung des Hausärztemangels beitragen.

In Büsum in Schleswig-Holstein arbeitet z.B. seit 2015 in der bundesweiten Vorreiterrolle ein Hausarztzentrum sehr erfolgreich als kommunale Einrichtung und hundertprozentige Tochtergesellschaft der Gemeinde, in Katzenelnbogen im Rhein-Lahn-Kreis wurde eine Hausarztpraxis als Anstalt des öffentlichen Rechts eröffnet und beschäftigt inzwischen mehr als 20 Ärztinnen und Ärzte sowie medizinisches Personal. In Bitburg betreibt die Ärztegenossenschaft „Medicus – Eifler Ärzte e.G.“ das erste Medizinische Versorgungszentrum in dieser gemeinwirtschaftlich orientierten Rechtsform und bundesweit gehen mehr und mehr MVZ unter kommunaler Trägerschaft an den Start. Ebenso unterstützen Kommunen bundesweit Medizinstudent*innen in Form von Stipendien, wenn sie sich vertraglich dazu verpflichten, für einen gewissen Zeitraum in der jeweiligen Gemeinde nach Abschluss ihrer Ausbildung zu praktizieren.

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