Gesundheitspolitischer Dialog

„Gute Versorgung muss nicht teuer sein, sondern abgestimmt“

Rastatt, 7.9.2017 – Welche Positionen vertreten die einzelnen Parteien zur Gesundheitspolitik? Und welche Botschaften möchte die AOK Mittlerer Oberrhein, stellvertretend für ihre über 330.000 Versicherten, den regionalen Bundestagskandidaten mit auf den Weg nach Berlin geben? – Harald Röcker, Geschäftsführer der Gesundheitskasse, hat die Wahlprogramme der einzelnen Parteien studiert und zum persönlichen Gespräch eingeladen. Mit Norbert Masson, Bundestagskandidat der Linken für den Wahlkreis Rastatt, traf er sich im dortigen AOK-KundenCenter, um sich über gemeinsame und abweichende Standpunkte offen auszutauschen.

„Ich möchte mich vor Ort umfassend über Fachthemen informieren“, begrüßte Norbert Masson die Möglichkeit zur Diskussion. Für ihn wie auch für Harald Röcker stellen der Solidaritätsgedanke sowie eine pa-ritätische Finanzierung die Grundpfeiler der gesetzlichen Krankenversicherung dar. Einer Abschaffung von Selektivverträgen konnte Ha-rald Röcker nicht zustimmen: „Die Rückmeldungen zur hausarztzentrierten Versorgung und der darauf aufbauenden Fachärzteverträge der AOK Baden-Württemberg sind positiv.“ Diese erlauben eine attraktivere Vergütung der Ärzte, während die Patienten von einer zeitintensiveren und qualitätsgesicherten Betreuung profitierten. Das komme insbesondere chronisch Kranken zugute. Der Lotse Hausarzt führe zu gut 40 Prozent weniger unkoordinierten Facharztkontakten als in der Regelversorgung. So vermeide man unnötige Doppeluntersuchungen.
Die Forderung der Linken nach einer Pflegevollversicherung, die alle pflegebedingten Leistungen umfasst und keinen Eigenanteil beinhaltet, wie auch die Forderung nach einer Erhöhung des Pflegepersonals um 100.000 Pflegekräfte konnte Harald Röcker nachvollziehen, wertete sie jedoch als „unrealistische Herausforderung in der Finanzierung“. Für ihn stand vielmehr im Vordergrund, die Verzahnung im ambulanten und stationären Bereich voranzutreiben: „Wir möchten den Menschen ermöglichen, so lange wie möglich daheim zu leben.“

Norbert Masson war es ein Anliegen, sich für eine bessere Finanzierung von Zahnersatz einzusetzen. „Der Sozialstatus darf nicht im Mund erkennbar sein“, waren sich die Gesprächspartner einig. „Um die derzeit geltende Festbetragsregelung weiterzuentwickeln, muss man zunächst neue Standards festlegen und die Leistungen anpassen“, stellte Harald Röcker fest. „Wir wollen mit dem Fortschritt gehen, doch das Teuerste ist nicht immer das Beste.“

Weitere Themen waren eine zukunftssichere Hausarztversorgung in der Region, Telemedizin und Digitalisierung im Gesundheitswesen sowie der Versandhandel mit Arzneimitteln.